EUROSPINE: Sport und eine gesunden Wirbelsäule
Zürich - Sport ist zweifellos uneingeschränkt zu empfehlen. Differenzierter sollten allerdings Empfehlungen hinsichtlich Sportart und Intensität im Individualfall ausfallen.
Die europäische Wirbelsäulengesellschaft EUROSPINE möchte anlässlich des Schulbeginns zum Thema Wirbelsäulenbeschwerden bei oder durch sportliche Betätigung und über Prävention selbiger informieren.
In der Fachliteratur werden sportassoziierte Beschwerden zu etwa 15 % der Wirbelsäule zugeordnet. Naturgemäß sind dabei guttrainierte Sportler mit entsprechendem muskulären Korsett und optimierter sportartspezifischer Technik trotz oder gerade wegen ihres höheren Trainingspensums deutlich seltener betroffen, als Gelegenheits- oder Saisonsportler, die bei unzureichender körperlicher Fitness vielfach „wirbelsäulenschädliche“ Sportarten wie Squash, Golf oder im Winter alpines Skifahren ausüben oder durch falsche Technik ihre Wirbelsäule unnötig belasten. Wiederholte Überstreckungen der Wirbelsäule, wie sie beim Turmspringen oder Kunstturnen aber auch Tennis vorkommen, sind nicht zuletzt beim jugendlichen Sportler risikobehaftet.
Bei dem Eindruck nach stetig steigender Risikobereitschaft im Sport, der Maxime „schneller-höher-weiter“ folgend, ist neben körperlicher Fitness natürlich auch eine entsprechende Schutzausrüstung unbedingt erforderlich. So ist neben Motorsport, Fallschirmspringen, Basejumping und dergleichen auch Kontaktsport mit v.a. verletzungsbedingten Risiken für die Wirbelsäule verbunden. Auch der eigentlich eher wirbelsäulenfreundliche Reitsport ist oft mit massiven Verletzungen im Bereich der Wirbelsäule verbunden.
Selbstverständlich erscheint auch die Tatsache, dass Personen, die ohnehin anfällig für Wirbelsäulenbeschwerden sind, auf wirbelsäulenschädliche Sportarten eher verzichten oder wenigstens regelmäßig schonende und kräftigende Ausgleichssportarten wie Laufen, Schwimmen, Radfahren oder im Winter Langlaufen ausüben sollten. Diese zeichnen sich im Gegensatz zu Stop-and-go-Sportarten durch zyklische und geradlinige Bewegungsmuster aus, wodurch sich Verletzungs- und Überlastungsrisiken bei zufriedenstellendem Trainingseffekt für die stabilisierende Muskulatur minimieren lassen. Unterstützende Heilgymnastik mit gezielten stabilisierenden Übungen, wie sie von geschulten Physiotherapeuten vermittelt werden, ist bei häufiger auftretenden Beschwerden jedenfalls zu empfehlen, um möglichst ungetrübte Freude am Sport erleben zu können und das Risiko von überlastungsbedingten Folgeschäden zu minimieren.
Obwohl man anhand von Statistiken relativ einfach Risikosportarten für Wirbelsäulenbeschwerden identifizieren kann, sind die genauen Mechanismen, die im Einzelfall zu Beschwerden führen bis heute nicht grundsätzlich klar. Wirbelsäulenschädlich sind nach heutiger Ansicht neben axialen Stauchungen, welche durch eine vornüber geneigte Haltung wie beim Gewichtheben noch massiv verstärkt werden, auch rasante Richtungswechsel v.a. in Hinblick auf kombinierte Rotations- und Seitneigungsbewegungen, wie man sie beispielsweise beim Squash- oder Golfspielen findet.
Während in vielen Fällen schlicht überlastete muskuläre oder auch bindegewebige Stützstrukturen wie Bänder und/oder Gelenkskapseln schmerzursächlich sind, können ernsthaftere Ursachen wie entzündliche Erkrankungen, Bandscheibenvorfälle oder Ermüdungsbrüche auf den ersten Blick eine ähnliche Beschwerdesymptomatik hervorrufen. Im Gegensatz zu den erstgenannten, wenig bedrohlichen Ursachen zeigen sich diese aber nicht binnen zwei bis sechs Wochen vollständig reversibel, sondern nehmen an Intensität oft weiter zu. Spätestens nach einer Beschwerdedauer von zwei Wochen ohne Besserung, sollte also eine ärztliche Untersuchung erfolgen, nach vier bis sechs Wochen ist die Vorstellung bei einem spezialisierten Facharzt angezeigt. Diese Einschätzungen betreffen in erster Linie den Breitensport; im Leistungssport sind die Verletzungs- und Beschwerdemuster in Anbetracht der Belastungsintensität und -umfänge oft anders gewichtet – hier sollte die fachärztliche Begutachtung jedenfalls deutlich früher erfolgen.
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15 Sept 2016